Schnell erweiterte sich der "Geltungsbereich" dieser griffigen Bezeichnung auf alle öffentlich eher unbekannten, meist inhabergeführten Unternehmen, die in ihrem Bereich oder ihrer Branche mit i.d.R. eher unauffälligen Produkten und Dienstleistungen besonders erfolgreich agieren.



Gutes Beispiel eines Hidden-Champion-Produkts sind Rohrleitungen: Ihre Bedeutung für eine moderne Infrastruktur ist essentiell, ihr Funktionieren unerlässlich, ihr Vorhandensein gewissermaßen eine Selbstverständlichkeit – ihre Wahrnehmung jedoch gering, bedingt durch ihre Unsichtbarkeit im störungsfreien Alltag. Ein eher unbekanntes und zugleich sehr erfolgreiches Unternehmen, das Rohrleitungen plant, verlegt und wartet, ist die Esslinger Rohrleitungsbau GmbH. Ein Hidden Champion?



Helmut Erb, der bodenständige Geschäftsführer, käme wohl im Traum nicht auf Idee, sein Unternehmen als "Hidden Champion" zu titulieren. "Wir sind ein schwäbischer Handwerksbetrieb. Wir setzen auf solide Arbeit, auf technisches Know-how, auf einen gepflegten Maschinenpark – und ganz vorrangig auf menschliche und unternehmerische Verlässlichkeit. Dass wir damit Erfolg haben, macht uns natürlich stolz. Vor allem aber sehen wir darin eine Bestätigung, dass diese vielleicht nicht mehr ganz so selbstverständlichen Werte bei unseren Kunden und Partnern einen sehr hohen Stellenwert – wortwörtlich im Sinne von wertvoll – genießen."



Gegründet wurde das Unternehmen 1949 von Ing. Ludwig Leidig. Zu den größten Aufträgen der ersten Jahre gehörte die Verlegung der Versorgungsleitungen am Stuttgarter Hauptbahnhof 1959. Die erste große Zäsur brachte das Jahr 1978: Nach dem Tod des Gründers bei einem Verkehrsunfall fanden sich mit Willy Schäfer, Paul Kreder und Gustav Lupowitsch drei branchen-erfahrenen Männer, die das Unternehmen unter der heutigen Firmierung Esslinger Rohrleitungsbau GmbH weiterführten und ausbauten – am deutlichsten erkennbar am Umzug auf ein neues, größeres Betriebsgelände und dem Erhalt der DVGW-Zulassung noch im selben Jahr. DVGW-Zulassung bedeutet, Gas- und Wasserrohre der höchsten Druckstufen und größten Nennweiten verlegen zu können. Sie ist eine unbedingte Voraussetzung für die Teilnahmen an öffentlichen Ausschreibungen und muss alle fünf Jahre in einem aufwändigen Audit überprüft und neu bestätigt werden.



Der Startschuss des nächsten großen Entwicklungsschubes datiert aus dem Jahr 2011: Die Esslinger Rohrleitungsbau GmbH – kurz ERB – schloss sich mit der Erb Energietechnik GmbH & Co. KG zusammen. Dass Helmut Erb als Gesellschafter und Geschäftsführer auch den passenden Namen mitbrachte, war eher ein schöner Zufall. Alles andere als Zufall war die rasante Entwicklung der Firma unter seiner Leitung: Erweiterung des Tätigkeitsfeldes um Heizungsbau und Sanitärinstallation, Modernisierung des Corporate Designs – und vor allem die umfassende Digitalisierung der Betriebsabläufe: Angefangen bei der Erfassung der Arbeitszeiten über Lohnabrechnung und Nachkalkulation bis hin zur Online-Verwaltung der Betriebsmittel – damit jeder jederzeit weiß, wo welches Gerät im Einsatz ist und wann welche Maschine zum TÜV muss.



Den vorläufigen Höhepunkt der Entwicklung markierte 2013 die Zertifizierung für das PE-Relining. Es ermöglicht das grabenlose Erneuern von Rohrleitungen für die Trinkwasser- und Gasversorgung. Derzeit betreut die ERB im Auftrag der Netze BW drei komplette Versorgungsbezirke in Baden-Württemberg sowie den Jahresbau der Stadtwerke Ludwigsburg und Stadtwerke Esslingen. Die Ansprüche ebenso wie die Verantwortung sind enorm. "Wir meistern das dank unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter", sagt Inka Erb, Assistentin der Geschäftsführung, "und natürlich genauso dank unserer Partner und Lieferanten". Doch worin liegt das Erfolgsrezept?



"Know-how ist das eine, klar. Aber mindestens genauso wichtig ist das Wissen oder die Erkenntnis, dass man als Unternehmer kein Einzelkämpfer ist", sagt Helmut Erb. "Wenn einem Mitarbeiter die Motivation fehlt, nützt auch die beste Qualifikation nichts. Motivation aber resultiert aus Wertschätzung, und Wertschätzung wiederum zeigt sich im persönlichen Umgang. Und das gilt übrigens genauso für unsere Zulieferer." Helmut Erb schaut von seinem Büro über den Betriebshof: Große LKWs, viele Transporter, Schweißmaschinen und Kabelziehwinden. Sein Blick bleibt an einem Gabelstapler hängen: "Der sieht so neu aus, weil er so gut gewartet wird! Ein Treibgasstapler made in Germany, Tragkraft 3000 kg. Wissen Sie: Wir brauchen oft Maschinen großer Firmen, bei denen wir gewiss zu den ganz kleinen Kunden gehören. Dieser Stapler ist ein gutes Beispiel. Er kommt von INDUMA-Rent in Stuttgart. Verleih- und Verkauf von Hubmaschinen, bundesweit. Unsere erste von INDUMA-Rent gelieferte Maschine, individuell angepasst auf unsere Anforderungen... hervorragender Umgang von der ersten Anfrage bis zur Lieferung, immer makelloser Service – ich denke, solche Leistungsbereitschaft kann nur auf gegenseitiger Wertschätzung beruhen, und diese ist in hohem Maße eine Folge des persönlichen und geschäftlichen Umgangs miteinander. Und dann funktioniert auch, dass – wie im Falle von INDUMA-Rent Geschäftsführer Dominik Dejon – ein Vertrag per Handschlag abgeschlossen werden kann!"



Und was bringt die Zukunft? Nächstes Jahr steht die Feier zum 70. Geburtstag der Firmengründung an. "Aber die Hände in den Schoß legen wir deshalb nicht sagt" sagen Inka und Helmut Erb und lachen. "Wir arbeiten daran, dass unser Wachstum – seit 2011 über 30 % – anhält. Das erfordert wieder ein größeres Gebäude mit mehr Platz für unsere Produktion, für die Lager-, Büro- und Sozialräume. Es sollte unbedingt in Esslingen sein – denn wir wollen natürlich weiterhin Esslinger Rohrleitungsbau heißen." So spricht ein Hidden Champion!